Mühlen. Am Ende hat’s doch deutlich länger gedauert als gedacht: Nach zwei Jahren Planungszeit und einem Jahr Bauzeit hat das E-Werk Stengle mit Sitz in Rottenburg – Bad Niedernau sei Wasserkraftwerk in Mühlen nun fertig erneuert. „Wir hatten uns das etwas einfacher vorgestellt“, sagt Juniorchef Frank Bürkle. Der Umbau der Anlage war nötig geworden, weil sich diese umwelttechnisch nicht mehr auf dem neuesten Stand befunden hatte. Der Grund für die lange Bauzeit waren vor allem immer wiederkehrende Hochwasser-Ereignisse. Juniorchef Bürkle spricht von „unglaublichen“ Hochwässern. Nicht nur im Sommer, auch im Winter und Frühjahr führte der Neckar regelmäßig enorm viel Wasser: „Es kam laufend Hochwasser“, sagt Bürkle. Fünf gravierende Hochwasserereignisse hat er gezählt. Jedes Mal war die Baustelle komplett unter Wasser und die Dämme zum Schutz der Baustelle mussten wieder neu aufgebaut werden. „Das hat mordsmäßig Nerven gekostet“, sagt Bürkle. Die Mehrkosten beziffert er auf etwa 20.000 €. Die Gesamtkosten für die Arbeiten auf ungefähr 700.000 €. Der neue fischfreundliche Horizontalrechen vor dem einen Teil der Wasserkraftanlage sowie der daneben befindliche Fisch-By-Pass als Abstiegsmöglichkeit für Wassertiere in Richtung Rottenburg sind bereits in Betrieb. Ebenso wie der zweite Teil der Anlage, die Wasserkraftschnecke (Bildmitte) – auch Dotierkraftwerk genannt. Damit wird die gesetzlich vorgeschriebene Restwassermenge genutzt, die weder durch das Kraftwerk, noch durch den Fisch-Bypass fließt. Links unterhalb der Schnecke ist der Eingang zum Umgehungsgerinne zu sehen, das Fischen die Überwindung des Höhenunterschieds in Richtung Horb erleichtern soll. Die Umweltbehörden prüfen dieses Gerinne in den kommenden Wochen noch. Zudem müssen noch einige Erdhügel um die Baustelle herum abgetragen werden. Das Kraftwerk soll künftig 175.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen. Das entspricht etwa dem Verbrauch von 60 Haushalten, erläutert Juniorchef Bürkle. Mit dem Wasserkraftwerk in Mühlen beliefert das E-Werk Stengle Privathaushalte, Gewerbe- und Industriekunden entlang des Neckars von Sulz bis hinter Tübingen.
vm / Bild: Kuball
Aus der Südwestpresse vom 01.08.2015