Wo das Wasser Strom macht

Bild: Dunja Bernhard

Eine Woche lang lernten Kinder im Ferienprogramm Wissenswertes über die Umwelt

Bad Niedernau. Die sechs Veranstaltungen der Umwelt- und Klimawoche seien gut besucht gewesen, sagte Ines Santura von der Abteilung Jugend. Den Eltern sei das Thema wichtig. Außerdem waren die Termine kostenlos. Unter anderem stand ein Besuch beim Imker und der Bau von Solarsonnenblumen auf dem Programm, das die Abteilung Jugend zusammen mit der Umweltbeauftragten Hannah Wagner und Klimamanager Jörg Weber entwickelte.

Die Kinder im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren wussten schon eine ganze Menge über die Stromgewinnung und umweltbewusstes Verhalten, stellte sich am Freitag heraus. Als Frank Bürkle, Geschäftsführer des E-Werks Stengle, die 14 Jungen und drei Mädchen fragte, woraus man Strom gewinnen könne, nannten sie sofort (Neckar-)wasser, Wind und Sonne. Auf Nachfrage fielen ihnen noch Atomkraft und Steinkohle ein. Diese brauche man neben den umweltfreundlichen Energien auch noch, sagte Bürkle. Weil Sonne und Wind nicht immer nutzbar seien. Bei Hochwasser muss Bürkle die Turbinen abstellen und bei Niedrigwasser produziert seine Anlage weniger Strom. Über das Jahr verteilt, erzeugt das Bad Niedernauer Wasserkraftwerk Strom für 300 Haushalte. Den ganzen Ort könne er damit versorgen, sagte Bürkle.

Wie entsteht nun aber aus Wasserkraft Strom? Das Wasser treibt eine Turbine an, wusste Niklas. Dann braucht man noch einen Dynamo, ergänzte Marco. Den bauten die Kinder in Kleinformat aus einem Baukasten nach. Als sie nur die Drahtspule drehten, passierte nicht viel. Mit Magnet um die Spule leuchtete die Lampe auf. Klemmt man statt der Lampe eine Batterie an, wird aus dem Dynamo ein Elektromotor, zeigte Bürkle. Bei all dem spielerischen Umgang mit Elektrizität wies er darauf hin, dass Strom gefährlich ist: „Weil man ihn nicht sehen kann.“

Auch nicht zu Gesicht bekommt man eigentlich die Turbinen des Wasserkraftwerks. Sie sind normalerweise unter Wasser. Doch am Freitag war eine Turbinenkammer trockengelegt. In die durften die Kinder hinuntersteigen. Dort war es ziemlich dunkel und es roch ein wenig muffig. „Ich hatte ein bisschen Angst, dass jemand das Tor öffnet“, sagte Maximilian hinterher. Denn hinter dem Tor stand der Neckar. Die Kammer befindet sich unter der Wasseroberfläche.

Aber spannend war es schon, einmal so ein großes Turbinenrad aus der Nähe zu betrachten und anzufassen. Den Aufstieg bewältigten die Kinder weniger zögerlich als den Abstieg. Oben im Maschinenraum war es allerdings so laut, dass eine Verständigung kaum möglich war. Dort stehen die Generatoren.

Auf dem Weg zum Grillplatz kamen die Kinder an den Rechen der Anlage vorbei. Sie dienen weniger dem Schutz der Turbinen, als vielmehr dem Schutz der Fische, erfuhren sie. Der neu eingebaute Rechen hat eine Aalrinne, in der die Tiere in den Neckar zurückschwimmen können.

Wofür Strom gebraucht wird, wussten die Kinder sofort: Staubsauger, Handy und Fernseher. Wichtig sei ein bewusster Umgang mit diesen Geräten, schärfte Bürkle ihnen ein. „Wenn ihr sie nicht braucht, dann schaltet sie aus“, sagte er. Auch den Standby-Modus. Denn Strom sparen sei immer noch der beste Umweltschutz. - Dunja Bernhard

Aus der Südwestpresse vom 02.09.2015

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